Meine XINDA Online-Gruppe hat mir den Anstoß gegeben, mich mehr mit den Zubereitungsarten von Hafer auseinanderzusetzen. Meine Empfehlung, frischen Hafer selbst mit einer Flockenquetsche zu quetschen und dann 30 min mit einem Apfel zu köcheln, stieß auf wenig Begeisterung. (siehe hier mein Rezept). Es wird nämlich bevorzugt, fertige Haferflocken zu kaufen, und sie nur kurz aufzukochen oder auch einfach nur mit heißem Wasser zu übergießen. „Aber warum soll das schlecht sein?“ werde ich gefragt, und: „Kann man Haferflocken nicht auch roh essen?“
Auweia. 🫤 Ich hatte es zwar von Waltraud Bittner (der Gründerin der ggf) bei meiner Ausbildung so gelernt, aber wirklich begründen konnte ich es nicht. Ganz rohes Getreide ist nicht verträglich, habe ich mal gelernt. Aber fertige Haferflocken wurden ja schon mal erhitzt – sicherlich ist es da anders? Die Rätselstunde beginnt. Zumindestens Einweichen würde ich empfehlen… aber wirklichen wissen tue ich es nicht. Es ist also an der Zeit, sich diesen Fragen zu stellen, und sich auf die Spur des Hafer-Rätsels zu begeben.
Sich schlau machen heißt: Gescheite Leute fragen! 💡
Als erstes habe ich bei meinen Fastentrainer-Kolleginnen nachgefragt. Da sind welche dabei, die wissen ganz viel und helfen dann gerne aus – vielen herzlichen Dank! Aber auch ernährungsbewusste FastenteilnehmerInnen können über dieses Thema Kluges von sich geben. Dankbar nehme ich auch diese Auffrischung an verschüttetem Wissen an! Perfekt hat es sich auch noch ergeben, dass mich die liebe Gabi Uitz und ihr Herbert vom Hügellandhof zum Biohof Unger mitgenommen haben. Zufällig handelt es sich hier um Hafer-Spezialisten – wie passend! 😊
Ich habe also schon ganz viel dazu gelernt. Aber ein wesentlicher Teil des Puzzles fehlte noch. Es blieb mir nichts anderes übrig. Ich musste die liebe Waltraud Bittner anrufen um nachzufragen, was genau sie mir denn vor 5 Jahren über den Haferbrei gelernt hat. Ui, und da habe ich dann gleich eine gratis Nachhilfestunde bekommen. Und jetzt bin ich so viel gescheiter und teile all dieses gesammelte Wissen der letzten Tage samt meiner neuen Erkenntnisse bereitwillig mit euch. 🥰
Warum ist frisch gequetschter Hafer besser als fertig gekaufte Haferflocken?
Hafer enthält neben seinem hohen Eiweißgehalt viele B-Vitamine und ungesättigte Fettsäuren, sowie eine große Ladung an wertvollen Mineral- und Ballaststoffe. (Magnesium, Calcium, Eisen, Mangan, Kupfer und Zink) Dies macht den Hafer zum wahrscheinlich wertvollsten Getreide. Um in den vollen Genuss dieser reichhaltigen Inhaltsstoffe zu kommen, muss der Hafer so unverarbeitet wie möglich sein. Ein frisch gequetschtes Korn hat noch alle Inhaltsstoffe. Durch hohe Erhitzung gehen Nährstoffe verloren. Und genau das passiert bei der Herstellung von herkömmlichen Haferflocken. Beim Herstellungsprozess wird dieses arme Haferkorn hoch erhitzt, damit es dann als Flocke nicht ranzig wird und viel länger hält. Und während es so im Packerl drinnen ist und wartet, dass es von uns gekauft, und endlich irgendwann mal gegessen wird, lösen sich ihre einst so wertvollen Nährstoffe langsam in Luft auf.
Warum solltest du Haferflocken einweichen?
Es gibt einen Stoff im Hafer, wie übrigens in jedem Getreidekorn und auch in Hülsenfrüchten, der nennt sich Phytinsäure. Das ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der vorwiegend in proteinreichen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt. Diese Phytinsäure bindet die enthaltenen Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Kalzium, Magnesium und Zink. Das heißt, wenn du Haferflocken verdaust, wird z.B. das wertvolle Eisen an diese Phytinsäure gebunden, und dein Körper tut sich schwer, darauf zuzugreifen. Durch das Einweichen spaltet sich die Phytinsäure auf, und all die Inhaltsstoffe können aufgenommen werden. Die Empfehlungen reichen von „30 min“ bis „über Nacht“.
Müssen Haferflocken unbedingt gekocht werden?
Tatsächlich müssen Haferflocken vor dem Verzehr nicht unbedingt gekocht werden. Für Menschen mit starker Verdauungskraft wird auch eine 30 minütige Einweichzeit oder ein Übergießen mit heißem Wasser ausreichend sein, um die Nährstoffe aus diesem weichen Getreide aufnehmen zu können. Aber wirklich für jeden verträglich, auch für Kinder, Kranke und Schwache, oder nach einer strengen Fastenkur, ist der 30 Minuten geköchelte Haferbrei, wie in meinem Rezept nach Waltraud Bittner beschrieben.