Wie können wir ohne feste Nahrung leben?

Eine Gruppe Königspinguine

Unser Körper ist von Natur aus zum Fasten angelegt! Zeiten ohne Nahrungsaufnahme hat es bei Mensch und Tier immer schon gegeben. Oft sind die Lebensmittel vor der nächsten Ernte zu Neige gegangen, und man musste eine Zeit mit sehr wenig auskommen. Aber auch heute finden beim Menschen ganz natürliche, kurze Fastenperioden statt:

  • Fasten im Tagesrhythmus: ständiger Wechsel zwischen Nahrungsaufnahme und Nahrungsenthaltung
  • Fasten über Nacht: Das Frühstück ist ein kleines Fastenbrechen („Breakfast“) nach der „Nachtfastenzeit“
  • Fasten bei Krankheit: Kranke, fiebernde Kinder verweigern die Nahrungsaufnahme
  • Bewusster Nahrungsverzicht bei allen Kulturen und Religionen

Beispiele für längere Perioden der Nahrungsenthaltung bei Tieren:

  • Murmeltiere beim Winterschlaf
  • Zugvögel fliegen bis zu 5000 km nonstop
  • Lachse fasten während der Wanderung zum Laichen
  • Schlangen und Zecken sind nach einer Mahlzeit bis zu 1 Jahr satt
  • Königspinguine fasten 2 x jährlich (1 x 45 Tage und 1 x 100 Tage)

Beim Fasten kommt es zur Umschaltung von äußerer auf innere Ernährung.

Warum man beim freiwilligen Verzicht auf feste Nahrung keinen Hunger hat, liegt am Fastenstoffwechsel, der automatisch in Gang gesetzt wird, wenn die Energieversorgung von außen (durch das Essen) fehlt.

  • Energieprogramm 1 – Der Energiestoffwechsel beim Essen:
    • Die Energiegewinnung erfolgt hauptsächlich aus Kohlenhydraten -> 1 Gramm Kohlenhydrat liefert 4 kcal Energie.
    • Blutzucker (Glucose) dient als Haupt-Energiequelle.
    • Nicht verbrauchte Glucose wird als Glykogen in Leber, Muskel und Gehirn gespeichert.
    • Die Speichermöglichkeit ist nicht sehr groß.
  • Energieprogramm 2 – Der Energiestoffwechsel beim Fasten (Fastenstoffwechsel):
    • Die Energiegewinnung erfolgt hauptsächlich aus Fett.
    • In geringem Ausmaß stehen auch Glykogen (gespeicherte Kohlenhydrate) und Speichereiweiß zur Verfügung.
    • Der Blutzuckerspiegel muss konstant gehalten werden.
    • Die Glykogenvorräte reichen nur für 24 Stunden
    • Die Energiegewinnung aus Fett beginnt bereits am 1. Fastentag, ab dem 2. Fastentag deckt sie 85% des Energiebedarfs.
    • Gehirn, Nervengewebe, rote Blutkörperchen, Nierenmark sind auf Glucose angewiesen -> Glucoseaufbau (Gluconeogenese) aus Glycerin und glucoplastischen Aminosäuren.
    • Der Blutzuckerspiegel pendelt sich auf einen niedrigen Wert ein, sinkt aber bei normaler körperlicher Belastung nicht unter die Norm ab.

Wie kommt es zur Umschaltung von Energieprogramm 1 auf Energieprogramm 2?

  • Durch das Wissen um die Fähigkeit des Menschen zum Fasten
  • Durch das Vertrauen in die Ungefährlichkeit des Fastens
  • Durch den freiwilligen Entschluss zu fasten
  • Durch eine gründliche Darmentleerung (Glaubern) wird das Signal zum Umschalten gesetzt – der sogenannte Paukenschlag.

Der Körper verbrennt also das Körperfett, dadurch entstehen Ketonkörper – das ist nun der Ersatztreibstoff statt der Glycose. Und da während des Fastens die Verdauungsarbeit wegfällt, wird wertvolle Energie gespart, die wir gut fürs Wandern brauchen können. 🤩 Wie super genial!

Fasten stimuliert die Autophagie

In diesem zellulären Großreinemachen liegt eine der wichtigsten Erklärungen für die gesundheitsfördernde Wirkung des Fastens.

Wenn man im Fastenstoffwechsel ist, kommt die „innere Reinigung“ richtig in Gang. In der Medizin nennt man das „Autophagie“. Die Biomembran umhüllt wie ein Müllsack Zellabfall, der nicht entsorgt werden konnte. Vor allem auch während des Fastens werden verstärkt sogenannte Lysosome aktiviert, die den „Müllbeutel“ auflösen und entsorgen.

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